Familie Engelhardt
Der Ursprung der Familie Engelhardt liegt in Rosenfelde, Kreis Gumbinnen, zu dem auch das Hauptgestüt Trakehnen gehörte. Die Familie mütterlicherseits wanderte 1732 aus dem Salzburgischen kommend nach Ostpreußen ein, im Gründungsjahr des Trakehner Gestütes. Urgroßvater Engelhardt war Gestütswärter in Gurdzen, sein Sohn Oskar Berufssoldat im traditionsreichen Reiterregiment I in Insterburg, der Stadt mit dem weltberühmten Turnierplatz. Die Familie betrieb darüber hinaus in Rosenfelde ein Gasthaus mit Schmiede. Oskar Engelhardt war auch als Turnierreiter sehr aktiv und erfolgreich und ritt Springen der Klasse S. Nette Anekdote am Rande: 1936 ritt nach vielen Jahren wieder eine deutsche Equipe im polnischen Sopot, Oskar war dabei. Er gewann ein Springen für die deutsche Mannschaft, auf dem selben Turnierplatz, auf dem Klaus 42 Jahre später auch in einem deutschen Team ritt. Die Familie hat auf der Flucht im Treck das letzte Hab und Gut verloren, doch zwei Transportkisten, die Hedwig Engelhardt, die Mutter von Klaus, einfach in einen der letzten Truppenzüge Richtung Westen stellte, adressiert an ihre Cousine in Berlin, kamen dort trotz Kriegswirren mysteriöser Weise an. Sie enthielten einen Teil der Tournierpreise von Oskar und drei Bilderalben. Sie gehören zu den wenigen originalen Zeitzeugen, die aus der Heimat noch existieren.
Die Flucht brachte die Familie nach einigen Stationen in der DDR und später Westdeutschland schließlich ins Landgestüt Zweibrücken, wo Oskar Engelhardt (links vor einer Jagd 1977; unten zu Vorkriegszeiten 1936) Hauptsattelmeister wurde. Dort legte sein Sohn Klaus die Grundlage seiner rodeofesten Reiterei, ritt er doch täglich die Landbeschäler. Dadurch avancierte er auch zum gefragten Einreiter der jungen Trakehner des unweit von Zweibrücken gelegene Trakehner Verbandsgestüt Birkhausen, daß einen Ausbildungsstall am Landgestüt unterhielt. Birkhausen, u.a. Zuchtstätte des Olympiasiegers Abdullah und Hengststation von internationaler Geltung (Carajan, Grimsel, Prince Rouge xx, Matador) wurde schnell Anlaufstelle für Oskar Engelhardt, um seinen heiß geliebten Trakehner Pferden wieder näher zu sein. 1960 wurde dann in dem kleinen Pfälzer Dorf Waldmohr ein Haus erworben, an das schnell ein kleiner Stall angebaut wurde. Die ersten Pferde hielten wieder Einzug - nach über 30 Jahren ohne Trakehner auf dem Hof. Mitte der 70er Jahre war es wohl der Zufall, der Oskar Engelhardt in den Stall des benachbarten Zuchtbetriebes Stach in Bruchmühlbach-Miesau führte. In einer dunklen Ecke stand eine verängstigte, schlecht ernährte braune Stute mittlerer Größe, die Oskar sofort mit nach Hause nahm, denn die Elchschaufel auf ihrem linken Hinterschenkel identifizierte sie eindeutig als ein "Stück Heimat". Liebchen, wie die Stute genannt wurde, entsprach so gänzlich jedem Vorurteil, mit dem die Trakehner nach dem 2. Weltkrieg zu kämpfen hatten: Sie war bildschön, schier unreitbar und hatte ein eher labiles Nervenkostüm. Nun muss man zu ihrer Verteidigung anführen, daß sie durch viele Hände gegangen war und es sicherlich nicht immer gut angetroffen hatte. Mit viel Geduld und dem ihm eigenen, hervorragenden reiterlichen Können, gelang es Oskar, aus der zickigen Stute eine für ihn unentbehrliche Partnerin im täglichen Leben zu machen. Und schnell kam nun der Wunsch nach einer kleinen Zucht auf. Nachdem dann auch die Papiere der Stute ins Haus flatterten und man erstaunt feststellte, wenigstens auf dem Papier eine sehr wertvolle Stute zu besitzen (Liebchens Name war Donautor und sie entstammte der berühmten Donau Familie, deren Gründerstute Donna v. Cancara aus Trakehnens gemischtfarbenen Herde kam), fuhr Oskar mit seiner Liebchen nach Birkhausen. Als Partner wählte er den Verbandsbeschäler Karwendelstein. 1979 fiel aus dieser Anpaarung das braune Stutfohlen Dolores. Nur ein Jahr später, 1980, kam die 3/4 Schwester Dorina (v. Märchenstein) zur Welt.

Es war Oskar leider nur ein Jahr mit seinen drei Stuten vergönnt, er starb plötzlich und unerwartet nur eine Stunde nach einem schönen Ausritt 1981, fast, wie er es immer erträumte: „...am liebsten tot vom Pferd fallen...“. Während Dorina in der Pfalz bliebt, wanderte die erstgeborene Dolores zu Klaus ins Ruhrgebiet aus, wo sie beim Anreiten ihrer Mutter sehr nacheiferte. Die Stunts, die diese kleine Stute hinlegte, waren absolut filmreif und ließen wirklich jeden Zuschauer an ihrer "Reittauglichkeit" zweifeln. Gefördert durch reiterlich endlose Geduld viel dann doch bei ihr der Groschen und sie entwickelte sich zum unschlagbar zuverlässigen Engelhardt’schen Familienreitpferd. Die drei Töchter, diverse Schulkameraden, Klaus' Ehefrau Elisabeth, etliche Tanten, Cousinen und später Freunde der Mädchen lernen auf Dolores den Umgang mit dem Pferd und die tückischen Raffinessen feinster und insbesondere korrekter Hilfengebung, denn auf den Bestand Dolores stets. Ein nicht perfekt gerader Sitz wurde sofort mit Stillstand quittiert und auch sonst verdanken wir drei Töchter Dolores sehr viel: wilde Ausritte, die ersten kleineren Geländeprüfungen und Springturniere und vor allem das Erlernen von unendlicher Geduld im Umgang mit Pferden. Dolores ist 2004 nach einer langen Karriere unter dem Sattel in den Stall, in dem sie geboren wurde, zurückgekehrt. Im Sommer 2006 verstarb Dorina, ihre Schwester folge ihr im Sommer 2007 mit 28 Jahren und unzähligen Erinnerungen auf dem Buckel. Wir vermissen unsere alte Dame Dolores sehr.
Reiterlich am aktivsten ist derzeit die jüngste Tochter Silke, die derzeit den 4jährigen, selbstgezogenen Wallach Tropic Summer in Ausbildung hat und sich auch liebevoll um Bouncer kümmert. Silke hat schon früh auf einigen Kundenpferden gesessen, so zum Beispiel Freudentanz, und hat die FN Trainer C und B absolviert. Neben Turniererfolgen hat Silke auch das Silberne Reitabzeichen in der Tasche und bietet durch ihre vielseitige Ausbildung eine erstklassige Basis für das Anreiten unserer Jungpferde. Schwester Maren lebt seit 2 Jahren in den USA und betreut nicht nur diesen Internetauftritt, sondern kümmert sich auch um die Kundenpflege im In-und Ausland und hat vor allem im Sattel von Sudan und Bouncer viel Spaß gehabt.
Zurück zu "Über uns"