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Sudan Right

By Rights xx
Right Boy xx
Impeccable xx v. His Highness xx
Happy Ogan xx v. Bellyogan xx
Chart Room xx
Blue Peter xx v. Fairway xx

Book Debt xx v. Buchan xx

Sudauen
Mazagran
Ciecieruk v. Blyszcz
Malmazja v. Akcjonariusz
Sarotti
Schwalbenfürst v. Reichsfürst
Sarisa v. Apfelkern

Familie O35A1 Schwazre Schwalbe (Gestüt Webelsgrund)

geboren 1988

Züchterin: Sylvia Bahner, Aystetten, Bayern

Besitzer: Silke Engelhardt, Breitefelde und Dr. B. Gerber, Traunstein


"Nachwuchspferd sucht Aufgabe im Sport" war in der knappen Anzeige in Bayern's Reiterzeitschrift zu lesen. Das war 1991. Da war Layla gerade aus dem Sport gegangen und es gab eigentlich keine Perspektive, mit einem guten Pferd an die Erfolge anzuknüpfen und endlich weiter zu kommen. Maren war auf dem Sprung für ein Jahr in die USA und im Stall stand eigentlich nur Dolores in reitbarer Kondition. Klaus hatte gerade in Bayern zu tun und wagte einen ersten Blick auf Sudan. Das Ergebnis nach seiner Rückkehr: „Maren, ich muß Dir unbedingt etwas zeigen – in Bayern!“ Und so fuhren wir aus Westfalen in die Nähe von Augsburg. Wie das so ist beim Pferdekauf sollte diesmal alles "richtig laufen". Wir wollten uns ganz viel Zeit lassen, nichts überstürzen, wollten eigentlich unbedingt eine Stute und überhaupt, wir hatten ja so viele gute Vorsätze im Gepäck. Die waren alle rasend schnell vergessen......wir trafen Sudan. Der nette Schimmel, dem ich da begegnete, biss mir zur Begrüßung gleich in den Finger. Wir waren also wie für einander geschaffen!!

Sudan durfte den Sommer noch bei Frau Bahner auf der Weide genießen und kam dann im Herbst 1991 in unseren Stall. Er gewöhnte sich schnell an sein neues Leben. Vierjährig ging er zum ersten mal auf Turniere, und irgendwie war da schon klar, daß er wohl Zeit seines Lebens in der Dressur eine Rakete sein würde. 20 min oder 2 Stunden abreiten machten keinen Unterschied, wenn der Herr einen Kanonentag hatte, dann ließ er uns das auch wissen. Buckeleinlagen brachten uns immer wieder lustige Kommentare in Protokollen. Sudan war ja nun mal auch als Buschpferd gekauft worden, ergo hatten wir uns mit der Analyse des Trabs nicht lange aufgehalten, galoppieren musste er können, einen guten Schritt musste er haben, und vor allem Springen sollte er wohl können. Sein typischer VB-Nähmaschinentrab wurde in späteren Jahren dramatisch besser, vor allem, da er sehr gut lernen konnte, seinen kurzen Rücken mit dem überbauten Hinterende dann doch in Schub umzuwandeln. Und so gab es nicht wenige Dressuren, auch im normalen Leben (das heißt, nicht im Busch), wo der versammelte Trab mit einer 6, aber der Mitteltrab mit einer 8 bedacht wurde. Wenn er dann auch mal einen guten Tag im Viereck erwischt hatte, war er vor allem aufgrund seiner Korrektheit und der präzisen Ausführung seiner Lektionen immer vorne mit dabei. Wer schon einmal die Dressur bei einer Vielseitigkeit besucht hat, wird das verstehen...

Mit dem Alter erlernte dieser mit allen negativen Gebäudemerkmalen für ein Dressurpferd gestrafte Schimmel sichere Serienwechsel, Seitengänge bis hin zu Zick-Zack-Traversalen und schließlich auch recht manierliche Piaffen. Auf einem Turnierplatz kamen diese nie zu einem Einsatz, aber wir verfolgten für ein Pferd wie Sudan damit natürlich einen Zweck: Er schulte auf die Art und Weise alle wichtigen Muskelgruppen, lernte, sich auch in unbequemen Situationen auf seinen Reiter zu verlassen und musste sich auch mal zusammenreißen, wenn er eigentlich viel lieber buckelnder weise um den Reitplatz schießen wollte. Wenn man dann aber bei all den Negativaspekten dieses Pferdes mal auf seine Vorteile schaut, wird schnell klar, wieso wir uns den "Saubären" (Kosename im Stall) angetan hatten: Sudan bestach schon als roher 3jähriger durch unerschütterlichen Takt und absolute Kontrolle seines Gleichgewichts. Er sprang jeden Sprung aus völlig unmöglichen Lebenslagen ohne zu zögern und hatte ganz offensichtlich Spaß an der Sache. Er hatte Biss, Willen, gab nie auf, und seine absolut unnachahmlich witzige Art, mit der er unseren Alltag bereicherte – und weiterhin bereichert, ist legendär. Sudan ist ein Pferd mit Humor, und davon gibt es wahrlich nicht viele! Vergißt man die Haustüre zu schließen, muß es einen nicht wundern, wenn er mal einen Abstecher über die Treppe zur Küche unternimmt – es könnte ja was für ihn im Kühlschrank liegen...

Bevor ich mich nun der ausgedehnten Geschichte dieses Pferde widme, ein Wort vorab: Bei einem Profi wäre dieses Pferd ohne Grenzen gewesen, er wäre international gelaufen. Davon sind nicht nur wir überzeugt, sondern auch die vielen Trainer, die ich vor allem auf den vom Trakehner Förderverein gesponserten Lehrgängen treffen durfte, bis hin zum Bundestrainer. Bei uns hat er aber ganz gewiß das schönere Leben gehabt...

Sudan ging 4jährig erfolgreich Basisprüfungen in Dressur und Springen und wurde im Training mit Geländehindernissen im Umkreis von 150 km vertraut gemacht. Im Jahre 4 seines Lebens schlug das Schicksal zum ersten mal zu und er pausierte 3 Monate bei totalen Stillstand in der Box, nötig durch einen fast Komplettabriss eines Bandes im Hufgelenk, verursacht durch ein im Sand des Springplatz vergrabenes Spielzeug. Damit war der Sommer rum, und erst Ende des Jahres konnte er noch ein paar kleine Prüfungen gehen. 5jährig war es wirklich Zeit, ihn mal in der Vielseitigkeit zu testen, und was für einen besseren Test als Bielefeld-Senne konnte es schon für einen völlig unerfahrenen Sudan geben? Obwohl "nur" eine VA, trafen wir auf knapp 3300 m mit 26 Sprünge, von denen die letzen auch netterweise die dicksten waren. Die Vielseitigkeit in Bielefeld ist legendär, das Programm, was hier in der VA abgefragt wurde, bewegte sich außerhalb der Regeln, weshalb es über die mächtige Wasserkombination auch nachhaltigen Streit zwischen Trainern und Offiziellen gab, der immerhin darin endete, dass ein Sprung aus dieser Kombination rausgenommen wurde. Klaus war das Versuchskaninchen und nach einer recht manierlichen Dressur zogen die beiden dann los. Der Plan war, wenigstens noch den Wasserdurchritt zu packen und danach dann je nach Kondition des Pferdes lieber aufzuhören, als ihn zu überfordern. Sudan schien aber irgendwie alles ganz toll zu finden und war nicht zu bremsen. Die beiden kamen in guter Form mit vielen Zeitfehlern, aber absolut keinen Problemen im Busch nach Hause. Am Ende gab es dann noch einen Klotz im Parcours und einen Platz im vorderen Mittelfeld. Die Premiere war mehr als geglückt.


Nach Sudans vielversprechendem Buschdebüt in Bielefeld standen dann diverse Geländepferdeprüfungen und Vielseitigkeiten auf dem Plan für seine Saison als 5jähriger, darunter auch ein Auftritt beim Bundesturnier der Trakehner in Köln, wo auch dieses schöne Bild von Beate Langels gemacht wurden. Anfang des nächsten Jahre flatterte dann zum ersten Mal Post vom Trakehner Förderverein ins Haus und Sudan und Maren begaben sich auf die lange Fahrt nach Luhmühlen zu einem Lehrgang bei Andreas Dibowski, der dort damals noch Ausbildungsleiter war. Der Start in die Saison verlief ebenfalls sehr gut mit Platzierungen in Kreuztal und der ersten langen Prüfung im westfälischen Lage-Siegkrug -- und das, obwohl Maren bei katastrophalen Sichtverhältnissen durch einen Wolkenbruch bedingt auf der Rennbahn kurz die Orientierung verlor – die Brille ließ einfach keinen Durchblick mehr zu. Bei der Aktion hielt sie ein Pflichttor der Wegestrecke für ein Pflichttor der Rennbahn, um dann aus Vorsicht, ja nichts vergessen zu haben, eine gute Ehrenrunde zum Durchreiten des Pflichttores drehte und Sudan dann folgerichtig mal so richtig beschleunigte. Der "Saubär" kam doch tatsächlich  in der Zeit ins Ziel, erholte sich in der Zwangspause exorbitant schnell und lieferte dann bei brutalem Dauerregen auch noch den schnellsten Geländeritt des gesamten Feldes ab! Wie schon berichtet, Sudan hatte nicht nur Mängel...

Das Schicksal sollte uns aber auch in diesem Jahr wieder heimsuchen. Nach einem weiteren Fördervereinslehrgang bei Martin Plewa am DOKR in Warendorf musste Sudan beim Toben auf der Wiese unbedingt das Abtreten eigener Hufeisen demonstrieren mit dem Erfolg einer wüsten Hufgelenksentzündung, die uns den Rest der Sommersaison kostete. Der Heilungsprozess verlief schnell, doch blieben nur noch ein paar "normalen" Turniere zur Übung. Sudan wurde sechs und nach dem Motto neues Spiel, neues Glück, starteten wir das Jahr wieder mit Training in Luhmühlen, um dann die erste Qualifikation zum Bundeschampionat in Möhnesee zu laufen und diese wirklich mehr als gut zu beenden, im obersten 7er Bereich, mit viel Perspektive für mehr. Wir waren gespannt wie die Flitzebogen, wie weit uns das Jahr bringen würde. Doch was hieß schon weit: Sudan hatte es geschafft, sich in Möhnesee im Wassereinsprung ein Eisen abzuziehen (was uns nicht weiter beunruhigte, er war und ist der König im Eisenausziehen), nur daß diesmal auch ein kleiner Ballentritt hinzu kam. Wir behandelten den Ballentritt fachmännisch, doch hatten wir wohl die Trübe Suppe des Möhneseewassers unterschätzt. Der Tierarzt musste ran, war aber ganz gelassen mit der Therapieverordnung „Zuwarten lassen“. Zum Glück sind wir ja selbst halbe Pferde und erkannten bald die wirkliche Schwere der Sache – ab in die Klinik und das keine Sekunde zu früh: Sudan hatte einen ausgewachsenen Hufabszess und lief Gefahr des Ausschuhens und das wäre sein Ende gewesen. Nach zwei Wochen in der Klinik Dortmund, in denen wir täglich unsere Besuchsfahrten von Sprockhövel aus unternahmen, hatten wir ihn endlich wieder. Doch irgendwie war das nur die halbe Wahrheit, denn nach wenigen Tagen ohne besonderes Training eine Beugesehne lehrbuchreif in Bananenform grüßte. Das war nun wirklich kein Spaß mehr und wir realisierten spätestens jetzt, welch enorme Kräfte beim Abziehen eines Hufeisens auftreten können. Fakt war jedenfalls, dass uns die Geschichte ein Jahr Pause bescherte. Sudan wurder zu einem aktiven Schrittprogramm auf hartem, ebenen Boden verdonnert. Nach zwei Wochen war schon kein Halten mehr und wer Sudan kannte, verstand auch, dass er nicht ja sagen würde zu drei Monaten artig Schritt reiten.

Sudan bekam dann also einen Aufenthalt in Annette Wyrwoll's Klinik im bayrischen Regensburg "geschenkt". Da wurde nicht nur seine Sehne exzellent versorgt (Annette hatte da reichlich Erfahrung, nicht nur von Patienten, sondern auch von ihren eigenen, bis CCI**** erfolgreichen Pferden) und dort wurde fleißig gelasert und auch die anfängliche Bewegungstherapie übernommen. Nach sieben Wochen kam Sudan zurück, mit der Order, ihn wieder zu traben. Wir laserten ihn jeden Tag und setzten die nun dynamischere Bewegungstherapie auf eher harten Böden konsequent bis zum Beginn der nächsten Saison fort. Vermutlich hätten wir ihn auch schon früher wieder einsetzten können, aber die besondere Vorsicht und Zeit, die wir ihm gaben, haben schließlich dazu geführt, dass er nie mehr Problem mit einer Sehne hatte. Bis heute sind seine Beine glasklar, Gallen muss man mit der Lupe suchen. Sudan fehlten nun also schon einige Jahre normaler Entwicklung als Buschpferd und nachdem die Sehnengeschichte ausgeheilt war, wurde auch nicht mehr lange gefackelt. Einstieg in die Saison in Kreuztal, wie üblich, danach dann gleich westfälische Meisterschaften in Salzkotten. In dem Jahr fiel zum ersten mal kurzfristig die Rennbahn aus, da es ewig nicht geregnet hatte und der Boden steinhart war. Das Fehlen der Rennbahn wurde mit einem Mörderkurs ausgeglichen. Als wir nach drei Tagen dann tatsächlich ein grünes Schleifchen an der Trense hatten und ein wenig Geld in der Tasche, war die Freude einfach riesig groß. Sechs Wochen später ging es dann nach Marburg zu den hessischen Meisterschaften. Anders als in Salzkotten, wo alles flach war, ging es hier zum Bergtraining.

Und es lief auch alles ganz wunderbar, wir hatten eine sehr gute Dressur, die uns nach dem ersten Tag Platz 6 bescherte, und stiegen hochmotiviert ins hügelige Terrain ein. Am Wasser eine kurze Schreck- und Nachdenksekundesekunde von Sudan, der Rest verlief dann völlig problemlos, obwohl 80% im Wald, auf engsten Wegen, steil hoch und runter, zu reiten waren. Wir kamen durch's Ziel, und galoppierten bestens gelaunt aus. Dabei "übersah" Maren dann einen Graben, der die Zielwiese von einer anderen Wiese trennte, und völlig zugewachsen war. Sudans Vorderbeine verschwanden im Graben, er landete unsanft auf der anderen Seite auf seiner Nase und furchte mit den Karpalgelenken eine 5m Spur ins Grün. Für die Reiterin gab es kein Halten mehr und die Landung wurde sehr schmerzhaft mit einer ausgekugelten Schulter quittiert. Auf die Art und Weise bekamen wir dann auch noch die Marburger Uniklinik zu sehen..... aber man fährt ja nicht ewige Stunden quer durch Deutschland für ein Wochenende, um dann vor dem letzten Tag aufzugeben. Also ging es mit Schmerzmittel, einer Schulterschlinge und einer über Nacht erfundenen "Einhandreittechnik" in den Parcours. Und zum ersten mal hatte ich nicht mit einem wilden Sudan zu kämpfen. Als ob er es geahnt hätte, zog er brav und ohne Fehler seine Runden. Und so standen wir dann auch in Rauschenberg einarmig bei der Siegerehrung.

Der Sommer war noch nicht ganz rum, da musste Sudan wieder mal dran glauben. Damals waren wir in einem Privatstall in Hattingen an der Ruhr untergebracht und genossen den "Luxus" einer Rennbahn in einem nahegelegnen Vollblutgestüt. Diese wurde zweimal wöchentlich planmäßig aufgesucht und war schon nach kurzer Zeit in unseren Trainingplänen unentbehrlich geworden. Zu der Bahn kam in 20 min Schritt durch den Wald mit anschließender kleiner Holzbrücke. Wir hätten es ahnen sollen.....über die Jahre sind wohl so um die 1.000 Pferde über diese Brücke gegangen und sie gehörte der Stadt, soll heißen: Wartung eher Zufallssache. Als Sudan eines schönen Sommertages drüber ging, brach sie ein. Er verschwand mit seinem kompletten rechten Hinterbein zwischen den Holzbohlen, schaffte es irgendwie, da wieder raus zu kommen und das, ohne sich sein Bein abzureißen. Doch die Haut von der Fessel bis zum Sprunggelenk war irgendwie auf der Strecke geblieben, im wahrsten Sinne des Wortes. Fazit: Die Saison war mal wieder gelaufen. Das nächste Jahr kam, und mit ihm ein schöner Einstieg im hessischen Fürstenberg, wo alles wie am Schnürchen lief und auch wieder eine Platzierung in L raussprang. Die Saison verlief gut, dem Titel bei den Kreismeisterschaften schlossen sich noch andere schöne Turniere an und im Herbst stand die M-Vielseitigkeit in Waldorf auf dem Programm. Doch eine leichte Lahmheit, Sudan konnte uns den Grund nie mitteilen, verscherzte uns das Training und damit das Turnier. Wir stiegen früh in die Winterpause ein und wollten uns lieber ganz auf das neue Jahr konzentrieren. Die Unterlagen für den FEI Pass wurden angefordert und ausgefüllt.

Irgendwann im Januar kamen dann die vielseitigkeitserfahrene TAs mit der glorreichen Idee um die Ecke, dem Pferd "mal was Gutes zu tun" und Sudan rein prophylaktisch mit nötigem Schmierstoff für die nächste Saison zu versorgen, ein übliches Vorgehen in der Welt der Guten und Erfolgreichen und bei VS-Pferden in diese Alter geradezu angezeigt. Lange Rede, kurzer Sinn: An einem kalten Tag im Januar 2000 kam ich abends in den Stall, und Sudan schaffte es nicht mal mehr aus der Box. Sein linkes Sprunggelenk hatte die Größe eines Basketballs, Tendenz steigend, und er hoppelte auf drei Beinen hinter mir her. Nächtlicher Anruf beim TA, Schmerzmittel und am nächsten Tag ab in die Klinik. Die sollte er dann fast nicht mehr verlassen. Sieben geschlagene Wochen stand Sudan an der Trabrennbahn in Gelsenkirchen, davon vier auf drei Beinen, in denen er nie lag, bis ihn seine Kräfte verließen. Während der eine Teil der Familie innerlich schon mit Abschied kämpfte, hielt vor allem der Mann im Haus, Klaus, am Schimmel fest. Er hatte nur einen Traum: Sudan wieder vor dem Haus auf der Wiese zu sehen, gerne nur als Rentner, doch lebendig. Zu der offensichtlichen allergischen Reaktion auf das Medikament (in unserem Fall Adequan, und ich verweise darauf, dass selbst die Herstellerfirma auf einmal Interesse an unserem Fall hatte und einen teilweisen Kostenausgleich in Naturalien anging) gesellte sich dann, nachdem die Schwellung etwas zurückgegangen war und wir klare Aufnahmen per Röntgengerät und Ultraschall sehen konnten, ein Haarriss im Sprunggelenk und dank der heftigen allergischen Reaktion eine beginnende Auflösung der Gelenkskapsel. Sudans Ende schien besiegelt. Er magerte auf gespenstische Ausmaße ab. Wer dieses sonst vor Kraft nur so strotzende, 1,75m große Energiebündel kannte, hat sich einfach nur noch erschrocken. Aber lauthals begrüßt hat er uns jeden Tag und er hatte auch jeden Tag Krankenbesuch. Und das war Grund genug, es weiter zu versuchen. Sudan kehrte im März nach Hause zurück und wir mussten im morgens oft beim Aufstehen behilflich sein. Zwei Monate später, immer noch hochgradig lahm, ging er auf sein Altenteil und teilte sich eine Wiese mit Rentnern. Im Herbst des gleichen Jahres, nachdem Maren nun in Bayern forschte und lebte, zog er um, denn auf der Wiese hatte er sich erstaunlich gut erholt und zeigte keine Probleme, im Galopp die armen Rentner in den Wahnsinn zu treiben. Sudan fand bei Annette Wyrwoll ein Heim - und an dieser Stelle auch nochmals ein herzliches Dankeschön für die absolut professionelle Betreuung! Sudan ging an der Hand auf Ausritte und machte Physiotherapie und irgendwann kam ein Sattel auf seinen Rücken und es ging ab in den Wald. Von da an schien er wieder in seinem Element zu sein. Er war ewig lange beim Antraben leicht lahm und gewöhnte sich so eine Schonungshaltung an, weshalb es auch ewig dauerte, bis er auf beiden Händen gleich zu reiten war. Interessanterweise stürzte er sich von Anfang an auf jeden Sprung, den er finden konnte. Dabei nutzte er aber das linke Hinterbein zum Absprung nicht in gleichem Maße wie das rechte, wodurch natürlich seine Flugbahn einen einseitigen Schub bekam und sein Vermögen begrenzt erschien. Doch er musste ja auch niemanden mehr etwas beweisen. Aber kontinuierliche Gymnastik und viel Kletterarbeit im Wald erlaubten ihm dann, auch als Reitpferd wieder in der Familie dabei zu sein. Was wir zuvor nicht in den entferntesten Träumen zu hoffen wagten, wurde dennoch wahr. So ging Silke ihren ersten Geländeritt mit dem "Invaliden" und der führte sie sicher durch den Kurs und am Ende auf einem 2. Platz (überhaupt war die Prüfung in der Hand der Familie, Bouncer und Klaus standen ganz vorne).

Sudan lief seine letzte offizielle Geländeprüfung im Sommer 2003 in Kreuth und ging dann endgültig auf's Altenteil. Er in den Stall nach Waldmohr, wo er von Klaus endlos im Pfälzer Wald geritten wurde, stets auf der Suche nach Rehen, Wildschweinen und auch Löwen – zumindest sieht Sudan hin und wieder welche davon und wird dann entsprechend schnell. Er war der Fitnesstrainer für die beiden alten Damen Dolores und Dorina, und hat wie eh und je nur Quatsch im Kopf. Nach wie vor attackiert er Berge im gestreckten Galopp, als ob es was zu gewinnen gäbe und wie oft wir uns schon die Frage gestellt haben mit dem berühmten "was wäre gewesen wenn..." kann keiner mehr zählen. Fakt ist, dass Sudan eines der interessantesten Pferde ist, die uns je begegnet sind. Er hat Charm, Humor, und viel Talent, ist zäh und ein Kämpfer von Haus aus und für uns der Prototyp eines Trakehner Sportpferdes und natürlich ein geborener Saubär. So sollten sie alle sein. Schade, daß wir ihn nicht als Stute gefunden haben...

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